Die Kleidung der Bauern
Die Kleidung der Bauern
Von einer bäuerlichen "Mode" konnte in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges keine Rede sein.
Getragen wurde, was noch in den Truhen vorhanden war bzw. was die Bauern bei ihrer Flucht vor den Plünderern auf ihrem Leibe trugen.
Noch ein Jahrhundert zuvor, also etwa in der Zeit der Bauernaufstände, besaß der Bauer ein entwickeltes Selbstbewusstsein. Das drückte sich auch in der Kleidung aus. In den Stichen von Dürer, die sich oft mit bäuerlichen Themen beschäftigten, sieht man Bauern in standestypischer Kleidung, oft mit einem Messer oder Kurzschwert am Gürtel, als Ausdruck bäuerlichen Selbstbewusstseins.
Nach der Niederlage der Bauern gegen die vereinigten Söldnerheere der Landesfürsten ging es mit dem Selbstbewusstsein der Bauern bergab und auch mit ihrer Mode - besser gesagt mit ihrer Kleidung.
Der Bauer in der Zeit des 30jährigen Krieges stand früh morgens von seinem Strohlager in dem langen Hemd auf, das er auch tagsüber trug. Er hatte kein eigentliches Nachthemd. Das Hemd, das man am Leibe trug, trugt man auch tagsüber - tagein, tagaus...
Die Beine wurden in eine Bauernhose gesteckt.
Die Bauernhose bestand eigentlich aus zwei langen Strümpfen, sogenannten Beinlingen, die die Beine von den Zehen bis zu den Hüften bedeckten. Die Beinlinge wurden durch ein Band oder ein Strick um die Hüften gehalten.
An den Strümpfen blieb vorn und hinten natürlich ein großes "V" offen, in welches das lange Tag- und Nachthemd gesteckt wurde. Das Hemd diente gewissermaßen als Unterhose.
Darüber hing ein weiter Rock (eigentlich ein zweites grobes Hemd), der bei der Arbeit durch einen Gürtel oder Strick geschürzt war. Der herabfallende Rock versteckte alle "offenen Stellen".
Mit der Zeit wurde aus den Strümpfen eine Art Strumpfhose. Vorn wurde ein Hosenlatz und hinten ein Dreieck auf die Stellen genäht, die vorher "frei" waren. Die Hose wurde mit sogenannten "Nesteln" - kleinen Schnüren - an dem Wams befestigt.
Im Sommer ging der Bauer barfuß, im Winter in Pantoffeln oder Schlappen, wie man sie auch heute noch kennt. Bei Arbeiten im Schlamm trug der Bauer "Tripklompen". Das waren stabile Pantoffeln, die auf ein starkes Brett genagelt waren, unter dem zwei Querleisten das Abrutschen verhindern sollten.
Auf dem Kopf trug man eine Mütze oder eine Kappe mit Ohrenklappen. Bei den Bauern hatte sie lediglich die Aufgabe, gegen die Witterung zu schützen; entsprechend vielfältig war die Form, die nur von der Funktion und nicht von der Mode beeinflusst war.
Wenn man die Umstände berücksichtigt, unter denen die Bauern und ihre Familien leben und knechten mussten, wenn man sich die hygienischen Verhältnisse vor Augen hält und wenn man weiß, dass während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert die "kleine Eiszeit" ihren Höhepunkt hatte, die nicht nur zu Missernten führte, sondern die Bauern auch zwang, ihre Kleidung ständig anzubehalten um nicht zu frieren, dann ahnt man, dass es in den Bauernkaten nicht gut riechen konnte.
Dass unter diesen Bedingungen viele Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Tuberkulose und später auch die Pest ein leichtes Spiel hatten, kann man sich sicher leicht vorstellen.
Text und Bildquelle:
http://home.arcor.de/klaus-koniarek/kleidung-volk/kleidung-frames.htm
Der Text ist abgeändert und gekürzt.
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Christof Anolick