Läuse, Wanzen, Flöhe
Läuse, Wanzen, Flöhe
Eine Laus hatte man offenbar zu haben, aber der französische Hof schien eine besonders "verlauste" Gesellschaft gewesen zu sein. Jedenfalls beklagte sich der Gesandte des Herzogs von Ferrara Anfang des 16. Jahrhunderts in einem Brief über die vielen "Flöhe, Läuse, Wanzen und Fliegen" am Hofe, die ihm während seines Aufenthalts im prächtigen Schloss zu Fontainebleau so "gar keine Ruhe gegönnt hätten".
Wenn zu damaligen Zeiten Läuse selbst in den allerfeinsten Kreisen selbstverständlich waren, wie muss es dann in den Häusern der Städter und in den Hütten der Bauern zugegangen sein? Und dann stelle man sich die Situation in Kriegszeiten vor.
Natürlich kann das so genannte gesunde Volksempfinden auch aus einer Plage, der man nicht entkommen konnte, noch etwas Gutes abgewinnen:
Bei den Bauern galten Läuse - vor allem bei Kindern - als Zeichen bester Gesundheit.
Selbst bis in die Zeit Goethes hielt man verlauste Männer für besonders stark, weil die Parasiten angeblich die "schlechten Säfte" absaugten...
Man hatte zwar immer wieder versucht, mit diversen Rezepten der Läuse Herr zu werden, doch meist ohne Erfolg.
Die Wanze war ein weiterer Feind der Menschen. Die Rede ist von der gemeinen Bettwanze.
Spätestens wenn ein Reisender des Mittelalters eine Herberge aufsuchte, wurde er mit dieser Katastrophe konfrontiert. Er konnte die Gefahr zwar riechen: die ungeliebten Sechsbeiner verströmen aus ihren Duftdrüsen ein typisches süßliches Sekret, dessen Geruch schnell eine verwanzte Herberge verrät. Ausgeliefert war er den Wanzen trotzdem...
Dazu kamn dann auch noch die Flöhe. Wanzen und Flöhe gibt es, solange der Mensch existiert.
Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens fehlt es nicht an Abwehrbräuchen gegen die Flohplage:
"Wenn in der Oberpfalz die Magd zur Fastnacht vor Sonnenaufgang nackt die Stube fegte, so schützte sie sich selbst vor Flöhen; danach sollte sie "unberedet" den Kehricht auf des Nachbarn Misthaufen tragen, damit diesem die Flöhe zugingen."
Und in Schwaben rief man am Karsamstag beim ersten Glockenläuten: "Fort mit allen Tieren, die keine Knochen haben!"
Angeblich zieht auch das Mondlicht die Flöhe an, darum musste man sie bei Mondschein suchen, was sicher nicht einfach war.
Viele Redensarten drehen sich um den Floh:
"er hört die Flöhe husten" "du setztst mir einen Floh ins Ohr" "sie hüpft munter wie ein Floh"
Bild und Textquelle:
http://home.arcor.de/klaus-koniarek/pest/pest-frames.htm
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Christof Anolick